Gastbeiträge

Gastbeitrag: „Wir hier in Schweden“

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In meiner Gastbeitragsreihe stelle ich dir jeden Monat eine andere tolle Person vor. Dies sind nicht nur Blogger-/Bloggerinnen sondern auch Personen, die über spannende Themen außerhalb der Blogosphäre zu berichten haben. Den Start im September hat die liebe Markeike von Teamstreber zum Thema zwei Kinder unter zwei Jahren gemacht, denn bereits nach 13 Monaten kam ihr zweites Kind zur Welt. Den Artikel zum Nachlesen findest du hier.

Über den heutigen Gastbeitrag freue ich mich besonders, denn Franzi erzählt von ihrer Auswanderung und dem Leben mit ihrer kleinen Familie in Schweden. Wenn du hier auf meinem Blog schon etwas länger liest, weißt du, dass wir unseren diesjährigen Sommerurlaub in Schweden verbracht haben und ich mich in dieses wunderschöne Land verliebt habe.

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Stell dich doch kurz einmal vor.

Hallo! Ich bin Franzi, 33 Jahre jung, bin verheiratet mit dem besten Mann der Welt, habe einen wunderbaren Sohn und zwei verrückte Foxterrier.

Wann bist du nach Schweden ausgewandert und wie kam es zu diesem Entschluss? Wie wurdest du in Schweden aufgenommen?

Der Oktober ist ein besonderer Monat für mich, denn im Oktober 2007 bin ich nach Schweden ausgewandert. Umso mehr freue ich mich den Gastbeitrag für den Oktober schreiben zu dürfen. Das heißt also, dass ich mittlerweile 11 Jahre in Schweden lebe.

Wobei Schweden am Anfang nicht mein Wunschland war, wohin ich auswandern wollte. Der Traum vom Auswandern kam schon sehr zeitig bei mir. Ich glaube ich war so 12 oder 13 Jahre.

Mein Eltern sind mit meiner Schwester und mir im Sommer immer in Skandinavien im Urlaub gewesen. Es fing mit Norwegen an, dann reisten wir viel nach Finnland und Schweden war so auch immer mit dabei, als Durchreiseland. So kam bei mir der Wunsch und das Verlangen auf, wenn ich mal gross bin, wandere ich nach Finnland aus! Ja Finnland, nur mit der Zeit merkte ich, das finnisch nicht gerade zu den leichtesten Sprachen zählt und dass das mit Finnland so nichts wird. Später fuhren mein Mann und ich immer nach Schweden in den Urlaub und ich steckte ihn mit dem Auswanderfieber an. Für uns stand recht schnell fest, wir wollen nach Schweden. In unseren Urlauben hier informierten wir uns wie kauft man ein Haus, wie bekommt man einen Job oder auch die wichtige Frage wie bekommt man eine Personnummer? 2007 im September, im Urlaub, ergab sich für mich die einmalige Chance, ich wurde gefragt ob ich mir vorstellen könnte in einer Bäckerei zu arbeiten, die damals neu von Deutschen eröffnet worden ist. Ich sah dies als absolute Möglichkeit und mein Mann und ich waren uns direkt einig. Ja, ich werde nach Schweden ziehen und in der Bäckerei arbeiten. Innerhalb eines Monats hatte ich meine Sachen zusammen gepackt, meine Arbeit gekündigt, mich von Familie und Freunden verabschiedet und bin in meinem Opel Corsa nach Schweden gefahren. Mein Mann kam 3 Monate später, als er einen festen Job hatte nach. Mittlerweile haben wir eine eigene Firma und ich arbeite zum größten Teil von zu Hause aus und mein Mann reist durch Schweden und Norwegen.

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Unser Schwedisch bestand aus “Hej” und “Hejdå”, also kaum Sprachkenntnisse. Wir schlugen uns mit einer Mischung aus englisch und schwedisch durch. Für uns war es immer wichtig uns zu integrieren. Als wir dann in unser eigenes Haus zogen, haben wir uns in den ortsansässigen Vereinen engagiert. Durch den Kontakt zu Nachbarn und Arbeitskollegen ging es dann recht schnell die Sprache zu lernen. Es dauert ca. 6 Monate um sich im Großen und Ganzen verständlich zu machen und nochmal 6 Monate um frei sprechen zu können. Mittlerweile brauchen wir gar nicht mehr nachdenken beim Sprechen und es ist eine Selbstverständlichkeit.

Wie lebst du mit deiner kleinen Familie?

Nach 6 Jahren in Schweden kam unser Sohn 2012 zur Welt und machte uns, neben unseren Hunden, komplett. Wir zogen dann auch in ein größeres Haus, ein typisches Schwedenhaus, rot gestrichen mit weißen Fensterrahmen. Wir haben ein großes Grundstück mit einem Gemüsegarten und seit einem Jahr leben auch eine handvoll Hühner bei uns. Im Anschluss haben wir Wald und Äcker. Es ist ein bisschen wie Bullerby, denn an dem Weg stehen noch drei Häuser und das war es dann. Doch haben wir auch die Nähe zu Stockholm und können die Vorteile der Großstadt genießen.    

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Wir hatten immer liebe Bekannte, gute Freunde und super tolle liebe Nachbarn. Doch die richtige beste Freundin hatte ich nicht. Durch meinen Sohn lernte ich meine beste Freundin kennen. Ihre Tochter und mein Sohn sind, seit dem ersten Tag als sie sich sahen, die allerbesten Freunde und unzertrennlich und so geht es mir, seit 5 Jahren, mit ihrer Mama.

Unser Sohn ging in einen schwedischen Kindergarten, der hier gleich in der Nähe ist.

Mittlerweile bist du auch Mama von einem süßen Sohn. Beherrscht dein Sohn die deutsche und schwedische Sprache?

Wir sprechen zu Hause nur deutsch, wenn wir aber “draußen”, beim einkaufen oder Freunden usw. sind, sprechen wir ausschließlich schwedisch. Denn auch im Kindergarten, im schwedischen “Förskola”, wurde auch nur schwedisch gesprochen. Dieses Jahr im August kam unser Sohn dann in die Schule, hier beginnt die Schule und auch die Schulpflicht, mit der Vorschulklasse, Nullte Klasse oder auf schwedisch  “Förskoleklass”. Er geht jetzt auf die Deutsche Schule in Stockholm. Dort lernt er auf Deutsch und Schwedisch und wenn er das möchte kann er dort bis zu seinem Abitur oder auf Schwedisch “Student” bleiben. Uns war es wichtig das er seine Muttersprache richtig lernt und trotzdem Schwedisch eine Rolle spielt. Er beherrscht beide Sprachen gleich gut und ich finde es immer wieder toll, wie er zwischen beiden Sprachen wechselt ohne eine Sekunde zu zögern oder nach zu denken.

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Wie sieht ein typischer Alltag in Schweden aus?

Wir verbringen viel Zeit draußen, im Wald oder werkeln im Garten. Wir haben bei uns im Dorf einen Hof, wo Schafe gehalten werden. Dort verbringt unser Sohn viel Zeit und wir helfen oft mit die Schafe auf die Weide bzw in den Stall zu treiben. Wir lieben die Nähe zur Natur und den Tieren. Das Landleben bedeutet für uns auch viel Freiheit. Unser Sohn geht allein mit unseren Hunden in den Wald oder zu den Schafen, er füttert selbstständig unsere Hühner und freut sich die Eier aus den Nestern zu sammeln. Ein besonderes Erlebnis war es, dieses Jahr im Sommer, zwei Küken in unserem Wohnzimmer, groß zu ziehen. Seit Schulbeginn wird unser Alltag durch die Schulzeiten bestimmt. Doch ich versuche so oft es geht ihn direkt nach dem Unterricht abzuholen und den Nachmittag mit ihm im Wald zu verbringen.

Am Wochenende kochen und backen wir sehr gern zusammen. Gerade jetzt wo es draußen eher nass und kalt ist, wird es drinnen richtig schön gemütlich. Wenn das Feuer im Kamin knistert und der Regen von draußen an die Fenster prasselt und im Ofen backen die traditionellen “Kanelbullar” (Zimtschnecken) und verströmen ihren wunderbaren zimtigen Duft. Und ganz passend dazu ist am 4. Oktober in Schweden “Kanelbullens Dag”, also Zimtschneckentag. Wer auch gern den Duft davon in seinem Haus oder Wohnung haben möchte, bekommt hier das Rezept von mir:

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Für den Teig (ca. 40 Bullar):

  • 150 g Butter, Zimmerwarm
  • 500 ml Milch
  • 50 g Hefe
  • 100 g Zucker
  • ½ Teelöffel Salz
  • 800 g Weizenmehl

Für die Füllung:

  • 150 g zimmerwarme Butter
  • 100 g Zucker
  • 2 Tl Zimt

Die Milch auf 37 Grad erwärmen, also Fingerwarm. Die Hefe in eine Schüssel krümeln und die Milch darüber geben und umrühren. Die Butter flöckchen weise dazu geben. Dann den Zucker und das Salz dazu geben. Das Mehl dazugeben und alles miteinander verarbeiten. Ca. 5 Minuten mit der Küchenmaschine oder 10 Minuten mit den Händen. So lange bis ein geschmeidiger Teig entstanden ist.

Den Teig 30 Minuten, mit einem Tuch abgedeckt, gehen lassen. Bis er die doppelte Größe erreicht hat.

Den Teig danach nochmals leicht durchkneten. Den Teig in 4 gleiche Teile teilen. Die Zutaten für die Füllung zusammen mischen. Einen von den vier Teilen vom Teig nehmen und ausrollen. Den ausgerollten Teig mit der Füllung bestreichen. Die Rolle dann in ca 10 gleiche Scheiben schneiden.

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Diese dann auf ein Backblech legen und dann nochmals unter einem Tuch für 40 Minuten gehen lassen.

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So auch mit den restlichen drei Teilen Teig verfahren.

Den Ofen bei Unter-Oberhitze auf 225-250 Grad vorheizen. Da dürfen sie dann für 5-10 Minuten backen.

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Danach noch etwas auskühlen lassen. Und dann heisst es einfach genießen und schmecken lassen. Die Bullar lassen sich auch super einfrieren und bei Bedarf auftauen.

Vermisst du manchmal das hektische Leben in Deutschland?

Zum Schluss muss ich sagen, dass ich nach der langen Zeit hier in Schweden, nichts in Deutschland vermisse. Natürlich fehlt einem ab und an die Familie, doch die kommt unser immer fleißig besuchen, was immer besonders schön ist die Zeit hier gemeinsam zu verbringen.

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Vielen lieben Dank für das tolle Interview, liebe Franzi. Nach unserem diesjährigen Sommerurlaub in Schweden und deinen Erzählungen könnte mir so ein unbeschwertes Leben in dem wunderschönen Land auch sehr gefallen.

Möchtest du auch gern an meiner Gastbeitragsreihe teilnehmen? Dann schreib mir doch gern eine kurze Nachricht an mail[at]nordhessenmami[punkt]de.

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