Familienleben

Von Kinderunfreundlichkeit und Binärrentnern

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Seitdem ich Kinder habe, ist mir etwas aufgefallen. Ich fühle mich in der Gegenwart von älteren Menschen mit meiner kleinen Familie teilweise wirklich unwohl. Des Öfteren durften wir schon spüren wie unerwünscht wir mit unseren Kindern sind. Nein, unsere Kinder sind in diesen Situationen nicht mal laut oder benehmen sich daneben – im Gegenteil, meistens sind sie sehr friedlich. Natürlich kann man nicht von einem ein- und einem dreijährigen Kind erwarten, dass sie wie Schaufensterpuppen auf einem Stuhl sitzen bleiben, aber ich muss sagen, dass sie sich im Großen und Ganzen zu benehmen wissen.

Mein Mann nennt diese älteren Menschen gerne Binärrentner. Binär bedeutet, dass es nur zwei Zustände gibt 0 und 1. In dem Fall hier coole Rentner oder motzige Rentner. Dazwischen gibt es nichts, oder? In der Folge habe ich meine Erfahrungen mit den Binärrentnern und anderem kinderunfreundlichen Personal mal niedergeschrieben:

FRAUEN UND KINDER ZUERST

Das erste Mal wurde mir vor ungefähr drei Jahren bei einem Tagesausflug auf Langoog bewusst, wie familienunfreundlich manche Menschen sind. Am Bahnsteig der Langeoog-Bahn sagte damals eine freundliche Stimme durch die Lautsprecher: „Bitte lassen Sie Frauen und Kinder zuerst einsteigen.“ Nachdem die Bahn aber ihre Türen öffnete, quetschte sich die Menschenmenge an mir und dem Kinderwagen vorbei und stürmte wie wild in das kleine Bähnchen. Dort standen wir also wie in Trance am Bahnsteig – mein Mann, mein Baby im Kinderwagen und ich und konnten für einen kleinen Moment nicht begreifen, was gerade geschehen war.

IM KAUFHAUS WICKELN? – NEIN!

Während einer Shopping-Tour in einem Paderborner Kaufhaus stellte ich fest, dass unser Sohn in die Windel gemacht hatte. Mein Mann und ich begaben uns also in dem Kaufhaus auf die Suche nach einem Wickeltisch. Nachdem unsere Suche erfolglos blieb fragte ich schließlich freundlich eine der Verkäuferinnen: „Entschuldigung, können Sie mir bitte sagen, wo ich einen Wickeltisch oder eine Toilette finde?“
Die Verkäuferin plusterte sich wie eine Henne auf, fuchtelte mit den Armen um sich und stauchte mich ordentlich zurecht. Schließlich habe ich mein Baby nicht in einem Kaufhaus zu wickeln und eine Kundentoilette würde es schon gar nicht geben und verwies uns an eines der umliegenden Schnellrestaurants. Puh, das hatte gesessen und ich war sauer. Nicht nur ein bisschen, nein ich wäre der Dame am liebsten für ihre unfreundliche und kinderfeindliche Art an den Hals gesprungen.

Ich blieb cool – äußerlich zumindest, denn innerlich kochte ich. Ich schob den Kinderwagen an den vielen Kleiderständern vorbei in eine Ecke, wo sich zu diesem Zeitpunkt keine weiteren Kunden aufhielten. Brachte den Kinderwagen in die Liegeposition, kramte das Wickeltäschchen hervor, schob die Wickelunterlage meinem kleinen Sohn unter den Po und begann ihn im Kinderwagen zu wickeln. Eines konnte ich mir aufgrund der Wut auf die Verkäuferin anschließend nicht ersparen: beim Verlassen der Etage legte ich ihr einen kleinen Gruß meines Sohnes in den Papierkorb. Ich denke, sie hat sich über diese kleine Aufmerksamkeit sehr gefreut.

BABYS UND KLEINKINDER GEHÖREN AUSSCHLIEßLICH INS BABYBECKEN

Unsere beiden Jungs sind richtige Wasserratten. Sie lieben es im Wasser zu planschen, tauchen und sich treiben zu lassen. Aus diesem Grund fahren wir mit beiden regelmäßig in die Therme, denn dort ist sowohl das Wasser als auch die Lufttemperatur schön warm.
Neulich zählte uns eine ältere Dame an und bat uns mit den Kindern in das Babybecken zu gehen, denn schließlich sei dies für die Kleinen da und es sei unverschämt, dass wir das große Becken benutzen würden.

Mal ehrlich, ich bin nicht bereit einen hohen Eintrittspreis zu zahlen um letztendlich die ganze Zeit im Babybecken abzuhängen. Ich denke auch nicht, dass die Kinder nicht in das große Becken dürfen. Zudem sind die Jungs viel, viel lieber mit uns im großen Becken, denn dort gibt es viel mehr zu erleben und sie können sich mit ihren Schwimmflügeln und dem Schwimmreifen treiben lassen.

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KINDERUNFREUNDLICHER LEBENSMITTELLADEN

In der Nähe gibt es einen Einkaufsladen, der es mit der Kinderfreundlichkeit auch nicht so hat. Angefangen bei einem vielleicht sogar noch vertretbaren „Kinder dürfen bei uns aus Hygiene-Gründen nicht im Einkaufswagen sitzen“ hin zu der obligatorischen Wurstscheibe. An der Wursttheke werden die Kinder noch nach einer Scheibe Wurst gefragt und (haltet euch fest) diese Wurstscheibe wird verpackt und darf erst zu Hause geöffnet werden, weil eine ältere Dame angeblich mal im Laden auf Wurstresten ausgerutscht ist (vielleicht war es ja eine Binärrentnerin ;)). Als wäre das nicht genug, darf man dort nicht mit dem Kinderwagen allein einkaufen, denn man soll keine Artikel im Netz des Kinderwagens platzieren. Wie soll ich mit dem Kleinkind, das noch nicht eigenständig sitzen kann, mit Kinderwagen dort einkaufen gehen? In der einen Hand den Kinderwagen und in der anderen den Einkaufswagen? Klingt verrückt, wäre dem Besitzer also wohl das liebste…

Es gibt aber zwischen den schwarzen Schafen auch das komplette Gegenteil, nämlich super freundliche und hilfsbereite Menschen. Diese bieten einem Hilfe an, halten Türen auf oder versuchen einfach mal mit den kleinen zu schäkern.

Aber von dieser Sorte Menschen gibt es meines Erachtens leider viel zu wenige und ich frage mich, warum dies so ist. Warum vor allem ältere Menschen so kinderunfreundlich, mürrisch und unentspannt sind. Ich hoffe, dass ich später nicht selbst mal zu dieser Sorte gehöre. Nein, ich will das nicht!

Kennst du auch diese Binärrentner und hast ähnliche Erfahrungen gemacht? Lass es mich in den Kommentaren wissen.

3 Kommentare zu “Von Kinderunfreundlichkeit und Binärrentnern

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